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Das weibliche Element in der westlichen Musik

Статья 06.08.2017 12:00

Höre ich klassische oder gar modere Musik, finde ich wenig weibliches. In anderen Kulturen, beispielsweise in Indien, im arabischen Raum oder bei Naturvölkern, ist das anders. Doch was genau ist anders, was bedeutet männlich oder weiblich in der Musik?

Höre ich klassische oder gar modere Musik, finde ich wenig weibliches. In anderen Kulturen, beispielsweise in Indien, im arabischen Raum oder bei Naturvölkern, ist das anders. Doch was genau ist anders, was bedeutet männlich oder weiblich in der Musik?

Wir leben in der Polarität, zu allem gibt es zwei gegensätzliche Seiten – Licht und Schatten, Liebe und Angst, Yin und Yang. Egal welchen Geschlechts wir angehören, vereinen wir immer beide Seiten, männlich wie weiblich, in uns. Nur wenn beide Seiten ausgeglichen gelebt werden, fühlen wir uns vollständig, weil wir nichts mehr im Gegenüber suchen müssen.

Das weibliche Prinzip ist fühlend, empfangend, voller Hingabe an den Moment. Raum haltend für das, was noch nicht da ist. Es will fließen und sich ausdehnen, und braucht dafür das männliche Prinzip. Denn dieses gibt der weiblichen Energie eine Struktur und Form, einen Rahmen und eine Ausrichtung. (einen sehr wertvollen, aufschlussreichen Artikel dazu gibt es bei Ute Strohbusch)

In indischen Ragas finden wir einen festgelegten Rahmen, innerhalb dessen es sehr viel Spielraum für freie Interpretation und aus dem momentanen Gefühl heraus entstehende Improvisation gibt. Ich glaube, es war Hazrat Inayat Khan, der in seinen Büchern über Musik und Mystik beschrieb, dass die alten indischen Musiker kein festgelegtes Programm hatten, sondern in ihr Publikum und die jeweilige Situation hineinfühlten, um dann zu entscheiden, welches Musikstück passend wäre. Diese Stimmung beeinflussten sie dann mit ihrer Musik und Improvisationskunst.

Im arabischen Raum ist die Heterophonie sehr verbreitet. Im Gegensatz zur hier vorherrschenden Homophonie (alle spielen das Gleiche) und Polyphonie (jeder spielt etwas anderes) spielen dort alle Musiker im Grunde das Gleiche, aber mit Freiheit zu individuellen Verzierungen und Wendungen, die der Stimmung des Moments entspringen. Auch hier gibt es also viel mehr Raum für die individuelle Entfaltung, die aus Intuition und einem Raum der Leere gespeist wird, und die zudem eine Verbindung untereinander und ein einander Zuhören schafft.

Naturvölker wählen sehr eingängige Gesänge, die durch ihre Schlichtheit und Wiederholungen, ihre Natürlichkeit und den spontanen Selbstausdruck geprägt sind. Sie dienen vor allem der Stärkung der Gemeinschaft, weben und verbinden alles miteinander im Arbeiten und Feiern.

In unserer westlichen Kultur ist Musik im Wesentlichen geprägt vom Leistungsanspruch, Bewertungen und festgelegter Struktur. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, aber diese finden sich eher in Randgruppen wieder oder werden schnell in die esoterische Schublade gesteckt. Es gibt nur wenig Raum dafür, nach innen zu lauschen und sich spontan und authentisch auszudrücken. Und oft genug fehlt uns auch der Mut dazu, sind wir doch starre Strukturen, Wertungen und festlegende Regeln von klein auf gewöhnt. Die Stille auszuhalten und den Raum des Nicht-Wissens, wirklich zu fühlen und unsere Gefühle authentisch auszudrücken – uns selbst völlig frei auszudrücken in jeder Hinsicht macht uns Angst, denn es macht uns schnell zum Außenseiter. Und doch tragen wir alle – mehr oder weniger gut versteckt – diese Sehnsucht in uns: nach Verbundenheit, nach Kreativität, nach Selbstausdruck, nach innerem Frieden, nach LEBEN. Ohne Verurteilung, ohne Bewertung, ohne von außen auferlegte Zwänge, wie etwas zu sein hat, damit es richtig und schön ist.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie tief solche alten Prägungen sitzen und wie viel Mut und Geduld es braucht, um aus ihnen herauszuwachsen. Der Schlüssel – so einfach wie schwer zugleich: Selbstliebe.

In meiner Musik möchte ich in diese Verbindung schaffen zwischen männlich und weiblich, denn nur beides gemeinsam im harmonischen Ein-Klang bringt wahre Vollständigkeit. Das weibliche Element allein bleibt immer diffus und in einem Schwebezustand, das männliche Element allein wird zum ewigen „Macher“. Nur im Zusammenklang ergibt sich ein harmonisches Weben und neugieriges Wechselspiel, in dem beide Seiten ihr volles Potential entfalten und so miteinander etwas noch viel Größeres schöpfen können. Und tatsächlich meine ich hier nicht nur die Musik, sondern das ganze Leben. Es geht darum, alles zu leben – in jedem einzelnen von uns, in jedem Moment.

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